Tag 90
- jensmehnert
- 24. Sept. 2024
- 2 Min. Lesezeit
Das Wetter passte heute zur Stimmung. Es regnete den ganzen Tag. Nach dem Frühstück mussten wir bis 14.45 Uhr warten eh die Lumbalpunktion gemacht wurde- das hieß 6 Stunden nüchtern bleiben, bisher hatten wir immer nur so 3 Stunden max. Nach dem aufwachen- heute mussten wir also den halben Tag- bei vollem „Bewusstsein“ nüchtern bleiben…
14 Uhr wurde dann vor der Lumbalpunktion auch noch die Chemo angehängt. In diesem Chemo Block ist alles zeitlich ziemlich getaktet und genaue Zeiten müssen eingehalten werden.
Ein Wechselbad der Gefühle den ganzen Tag - Hunger - Heimweh alles immer im Wechsel. Die ersten Stunden gingen noch, am Ende wurde es schon ziemlich anstrengend und als wir ins Behandlungszimmer sind, wollte Mika natürlich gar nichts mehr machen. Zum Glück ist er ja recht schnell eingeschlafen und nach dem aufwachen war er auch wieder lieb und anhänglich und durfte ja dann auch was essen.
Die Tage werden zwar gerade kürzer- aber an solchen Tagen wie heute werden sie für mich länger. Es zieht sich alles so und die Situationen hatten wir alle schonmal und das „Diskutieren“, Mika bei Laune halten und immer wieder sagen müssen- „nein wir können noch nicht nach Hause“, „nein du darfst noch nichts essen“ und und und- das schlaucht so unendlich und nervt und ist einfach nur anstrengend.
Normalerweise haben Kinder eine Lernschleife und begreifen oder akzeptieren irgendwann Situationen - aber das hier ist für Mika eine absolute Ausnahmesituation und natürlich wird er nicht müde nach Hause zu wollen, wird er nicht müde essen zu wollen, wird er nicht müde nicht mehr an den Schläuchen hängen zu wollen…. Es tritt eben keine Lernschleife ein, soll ja auch nicht aber das macht es so sehr anstrengend.
Wenn alles wie geplant glatt läuft- ist heute sowas wie Bergfest.
Tag 90- also 3 Monate von 6 Monaten Intensivtherapie geschafft.
Rückblickend ging die Zeit wie alles im Leben was vergangen ist, total schnell rum- das hier und heute dauert immer lang und zieht sich und daran dass noch 3 Monate mindestens vor uns liegen mag ich gar nicht denken und diese erscheinen unendlich.
Aber auch die werden wir überstehen und danach werden auch sie sich gar nicht so lange anfühlen.

Ich lese immernoch täglich mit, auch wenn ich seltener kommentiere. Zuallererst muss gesagt werden: Hut ab! Ihr habt knapp 3 Monate nach Diagnose schon unheimlich viel geschafft. Deiner Beschreibung nach befindet ihr euch im Behandlungsblock mit der Hochdosis-Chemo MTX. Als wir mit diesem Block starten durften/mussten/sollten, waren wir bei 4 Monate nach Diagnose (drei Wochen davon ausserplanmässig in Isolation im KH).
Will sagen: ihr seid klasse und man könnte meinen, ihr nehmt die Intensivtherapie als Hürdensprint. Jeder einzelne aus eurer Familie gibt sein Bestes, dass es schnell vorwärts geht: Mika der Kämpfer, Jens der Bespasser, der verständnisvolle und für Ablenkung sorgende Bruder Mats und die Mama, die den Laden zusammenhält sowieso ;-) Seid stolz auf euch, das dürft ihr! Und…